Barockisierung (Rückbau)

Die Violine, wie wir sie heute kennen, hat den Ursprung ihrer Formgebung im Frühbarock. Die Entstehung der „Barockgeige“ entspricht demnach der Entstehung der Violine an sich. Wie viele historische Begriffe ist auch der Begriff „Barockgeige“ eine Erfindung im Rückblick, eine Verallgemeinerung, die erst dadurch möglich wurde, dass sich die geigenbauerischen Innovationen des 19. Jahrhunderts gegenüber den Charakteristika älterer, „barocker“ Streichinstrumente abgrenzten. Der Begriff setzt also nicht nur das Ende des „barocken Zeitalters“ voraus, sondern auch die Etablierung des heutigen Violinstandards. Dieser hatte sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angekündigt und war mit Beginn des 19. Jahrhunderts weitgehend ausformuliert und durchgesetzt.

Der Rückbau oder die „Barockisierung“,  also der Versuch, ein altes Instrument wieder soweit als möglich (oder soweit wie gewünscht) in seinen Originalzustand zu bringen, ist ein erheblicher Eingriff. Er setzt beim Geigenbauer ein genaues Fachwissen in Bezug auf Herkunft und Entstehungszeit des Instruments sowie eine erfahrene Einschätzung seiner klanglichen Möglichkeiten voraus. Um Form und Funktionsweise eines frühen, also noch längst nicht standardisierten Streichinstruments bestmöglich zu verstehen, muss ein Geigenbauer außerdem detaillierte Kenntnisse historischer Spielpraktiken besitzen.

"Form follows function"