7-saitige Bassgambe nach Bertrand
Am Anfang steht immer, zumindest nach der Methode nach der ich arbeite, das Formbrett. An dieses werden die Klötze angeleimt, an denen wiederum die Zargen geleimt werden. Die Zargen bekommen Verstärkungen, Reifchen oder Futterleisten genannt. Gambenspezifisch ist der Bodenknick, der Bogen wird 2/3 der Stärke eingeschnitten und an dieser Stelle gebogen, dabei entsteht eine definierte Kante (Knick) Die eingeleimten Futterleisten werden zu den Zargen hin abgerichtet (bündig gebracht) und auf der Innenseite noch verlaufend ausgedünnt. Danach wird der Boden positioniert und aufgeleimt.
Exzellentes Deckenholz ist die Grundlage für ein gutes Instrument. In diesem Fall habe ich mich für eine Decke mit mittleren Jahrringen und Haselwuchs entschieden. Die aus zwei Teilen zusammengeleimte Decke wird auf einer Seite abgerichtet (plan gehobelt) dies ist später die Leimfläche zu den Zargen hin. Dann wird sie auf das Maß der maximalen Wölbungshöhe gebracht. Der Umriss wird vom Zangenkranz übernommen und anschließend knapp am Riss ausgesägt.
Deckenwölbung und Innenausarbeitung der Stärkenverteilung an der Deck. Dieser Arbeitsgang zählt wohl zu den wichtigsten im Entstehungsprozess des Instrumentes. Nebenbei werden noch die C-Löcher geschnitten die auf der Innenseite der Decke bei diesem Modell noch unterschnitten werden. Somit erscheint die Decke von außen betrachtet zarter und dünner aus.
Der Bassbalken wird, so wie die Decke, aus Fichtenholz gefertigt. Er wird an die Decke angepasst und verleimt. Er verläuft unterhalb des linken Stegfußes (Bassseite) fast parallel zur Mittelachse des Instrumentes. Seine Funktion besteht darin, die Decke statisch zu stützen, d. h. dem hohen Saitendruck eine Kraft entgegenzusetzen.
Das Formbrett muss bevor die Decke aufgeleimt wird entfernt werden. Nun können die Reifchen deckenseitig eingeleimt werden. Das Innere wird von Leimresten gereinigt, der „Zettel“ eingeleimt und die Deck zum Aufleimen vorbereitet.
Decke wurde aufgeleimt und die Überstände zum Zargenkranz hin bündig geputzt. Somit ist der Korpus vorbereitet zum Adern Einlegen. Die Adern, ein schmaler Streifen, zusammengeleimt aus Ebenholz und Ahornholz, wird in den Aderngraben geleimt. Die Breite des Aderngraben wird traditionell mit einem Adernschneider, der zwei Messer im Abstand der Adern parallel zur Außenkontur führt, angerissen. Mit einem scharfen Schnitzer wird in die Tiefe nachgeschnitten und mit einem sehr schmalen Stemmeisen das Material ausgehoben. Parallel zu den Arbeiten am Korpus ist auch der Hals mit Schnecke entstanden
Hals und Korpus werden zusammengeleimt, anschließend wird das Griffbrett aufgeleimt und der Hals „verschnitten“ Der Hals wird auf die entsprechende Stärke und endgültige Form gebracht.
Nachdem der Hals verschnitten wurde, wird das Instrument geputzt. Das Holz wir mit verschiedenen Ziehklingen von etwaigen Leimresten befreit und im finalen Arbeitsgang geglättet. Das Glätten ist die Vorbereitung zum Lackieren bzw. Grundieren.
Nach den Putzarbeiten wird mit der Grundierung (in diesem Fall wurde mit sehr stark verdünntem Kaseinleim grundiert) und Lackierung begonnen. (Öllack von Traditional-Tonewood) Auch wenn die gesamte Bilderstrecke bis jetzt in schwarz-weiß war, muss jetzt doch auf Farbe umgeschwenkt werden…. Da Öllalack Sonnen bzw UV-Licht braucht zum Härten braucht, kommt die Gambe in eine UV Kammer bevor mit dem Zwischenschliff und einer weitern Lackschicht begonnen werden kann.
Natürlich fertige ich bei solchen barocken Instrumenten die Wirbel auch selber. Man könnte kritisieren, dass diese ja nicht alle gleich sind wenn sie von Hand gedrechselt werden. (Üblicherweise werden Wirbel als halbfertig Produkt zugekauft. Diese sind maschinell gleichförmig hergestellt) Genau hier liegt auch die Authentizität und Spannung, dass eben gerade nicht die Gleichförmigkeit in den Vordergrund tritt. Ich betrachte es als Wertschätzung dem Instrument und dem Musiker gegenüber auch Zeit diese Detail zu investieren. Der Wirbel denn man ja sehr oft in der Hand hält sollte eine haptische Freude bereiten und nebenbei zum Stil des Instrumentes passen. Mit Wirbelspitzer und Reibahle werden die Wirbel eingepasst und mit Seife und Kreide solange bearbeitet damit sie einen „satten Lauf“ (nicht zu rutschig und nicht zu fest sitzend) haben. Ein gut eingepasster Wirbel erleichtert das Stimmen später enorm!
Wenn Sie fragen zum Instrument oder der Entstehung haben, scheuen Sie sich nicht mich zu kontaktieren. Einfach das Kontaktformular verwenden!
Martin Rainer