Barockcello von Gregori Ferdinand Wenger 1706

Einblicke in eine Restaurierung
Gregori Ferdinand Wenger, Wien- Augsburg.

*vor 1680
† 4.1.1767 Augsburg

Wenger heiratete im Oktober 1701 in Wien (St. Stephan) als „Augsburger Lautenmacher“ die Theresia Fichte, Witwe des „Augsburger Lautenmachers“ Mathias Fichte. Dieser Mathias Fichte ist bisher nicht identifiziert. Deutlich wird jedoch aus dem Eintrag, dass Wenger aus Augsburg stammte, vielleicht in Wien arbeitete und wieder nach Augsburg zurückkehrte. Am 28.6.1728 heiratet Wenger als zweite Frau die Maria Elisabeth Kuchen. 1750 bekam er für sechs neue Geigen vom Hofzahlamt des Augsburger Fürstbischofs 52 Gulden.

Qu: Die Lauten und Geigenmacher, Lütgendorff Band3

 

Als dieses Cello zu uns in die Werkstatt kam, hatte ihm die Zeit übel mitgespielt. Gelinde gesagt war es eine Ruine.
Soll man dieses Instrument überhaupt wieder reparieren, in einen spielfähigen Zustand bringen, oder soll man es lieber als Stück der Zeitgeschichte konservieren? – Diese Frage stand im Raum. (Zu diesem Zeitpunkt war das Cello vermutlich schon mehr als 80 Jahre nicht mehr gespielt worden.)
So begann die Bestandsaufnahme und die Auseinandersetzung mit dem Instrument und dem ursprünglichen Erbauer.
Trotz aller Bedenken wurde bald klar: Wenn auch die Restaurierung sehr lange dauern und wir die Kosten wahrscheinlich nie zur Gänze beglichen bekommen würden, so stellt das Cello doch ein einzigartiges Zeitdokument dar, sodass es das Instrument schon rein aus idealistischen Gründen wert ist, bestmöglich erhalten zu werden.
Also entschlossen wir uns, dieses Wagnis einzugehen, und begannen mit der Restaurierung.
Die Abmessungen dieses Cellos entsprechen natürlich nicht dem heutigen „Standard“. Es ist ein sehr großes Instrument, das glücklicherweise nie kleiner geschnitten wurde.
Mitte des 19. Jh. wurde es der damaligen Mode entsprechend adaptiert. Die Halslage wurde verändert, der Hals höher gesetzt. Ein neues Griffbrett und ein neuer Saitenhalter wurden ergänzt.
(Der Saitenhalter wurde wieder verwendet)
Als wir den Schuh des Halsfußes entfernten, konnten wir auf Grund einer Bohrung und Bearbeitungsspuren glücklicherweise wieder die ursprüngliche Position den Halses eruieren. Zu unserer Überraschung war der Halswinkel im Zuge der Konvertierung nicht verändert worden. Über die ursprüngliche Dimension des Halsschaftes können nur Vermutungen angestellt werden.
Ein Teil des Bodenplättchens konnte ebenso erhalten werden und wurde um den fehlenden Rest ergänzt.
Die Schnecke wies multiple Brüche und ältere Reparaturen auf. Decke und Zargen hatten unzählige Risse, die teilweise (vermutlich im Zuge der letzten Konvertierung) repariert worden waren.
Am Boden fehlte im Unterbug fast zur Gänze der Rand. Mittels einer Dublierung wurde dieser wieder hergestellt.
Die Decke erhielt einen neuen Bassbalken. Seine Längendimension konnte anhand alter Bearbeitungs- und Leimspuren festgestellt werden.
Das Cello erhielt natürlich ein neues Griffbrett. Die alten Wiener Wirbel konnten erhalten werden und wurden wieder verwendet, ebenso auch der Saitenhalter. Bewusst wurde auf ein „Aufpolieren“ der Oberfläche verzichtet. Eine intensive Reinigung, die Retusche und Fixierung der Orginalstruktur wurden vorgenommen.
Nach langer Reparatur/ Restaurierungsdauer ist dieses Cello wieder in spielbarem Zustand.
Anhand den folgenden Fotos und kurzen Erläuterungen bekommen Sie einen Einblick in die Wiederherstellung dieses einzigartigen Instruments.

Restauratoren:
Martin Rainer (Geigenbau Martin Rainer)
Franz Ferdinand Münzberg (Bölli & Münzberg OG)

Arbeiten an der Schnecke und Hals

Gipsguss als Gegenform zur Decke

Risse, Futter, Holzarbeit.....

Bodenplättchen

Langsam schließt sich der Korpus

Halsarbeit

Nach der Restaurierung